Die EROS RAMAZZOTTI WORLD TOUR 2006 bespielte 10 Städte in Deutschland. Bernhard Waack war in Hamburgs Color-Line-Arena dabei und rang der Crew auch Tipps für kleinere Bühnen ab.

Das Venue

Hamburgs Color-Line-Arena ist mit rund 12.000 Besucherplätzen ein Veranstaltungsort typischer Größe für die Eros Ramzzotti Tour 2006.

Die Produktion bringt mit mehreren Sattelzügen sämtliches Material an Licht- und Tontechnik selber mit. Bei Eros wird außerdem mit Videogroßbildprojektion und LED-Technik gearbeitet, so dass auch ein kleines Fernsehstudio mit auf Reisen geht.

Die Aufgaben rund um die Tontechnik sind bei Produktionen dieser Größenordnung auf drei Techniker verteilt:

Den Sound für das Publikum gestalten der FOH-Engineer und der System-Engineer zusammen. Auf der Bühne bestimmt der Monitor-Engineer den Klang für die Musiker, sei es durch konventionelle Lautsprecherboxen, durch In-Ear-Systeme oder beides. Aufbau und Pflege der Instrumente wird von Backlinern übernommen.

Das System: L-Acoustics

System-Engineer Antonio Paoluzi ist bereits das zweite Jahr in dieser Position mit Eros Ramazzotti in Europa unterwegs und kennt die meisten Venues in Deutschland bereits von der ein oder anderen Produktion.

Bei Eros Ramazzotti benutzt er ausschließlich Komponenten von L‑Acoustics:„Mein Setup sieht jeden Tag ähnlich aus, weil auch die Hallen, in denen wir spielen, sehr ähnlich gebaut sind. Für die Hauptbeschallung hänge ich ein Line-Array aus 12 bis 16 V‑DOSC pro Seite, nach unten mit ein paar kleineren dV-DOSC ergänzt. Für die Extrem-Positionen rechts und links von der Bühne hängen wir zwei kleinere Arrays aus 5 bis 9 VDOSC-Systemen. Diese erhalten eine Mono-Mischung. Oft müssen wir Abstrahlwinkel von 180 Grad realisieren, weil Plätze verkauft werden, die tatsächlich seitlich auf die Bühne schauen. Dafür hänge ich auf jede Seite noch ein weiteres Array, das aus bis zu 9 dV‑DOSC besteht. Alle geflogenen Systeme werden Full-Range betrieben und spielen bis hinab zu 60 Hz.“

Als Subbass finden 28 SB218 Verwendung. Diese stehen in zwei Clustern rechts und links der Bühne. Ihr Signal wird direkt aus der Stereo-Summe gewonnen. Zwei Frontfills versorgen die ersten Reihen mit Direkt-Schall. Das ist schon alles.

Bass-Management: universell

Antonio Paoluzi positioniert zusätzlich zu den Hauptbässen zwei kleine Bass-Cluster unter der Bühnenmitte. „Damit kann ich die Bass-überhöhung, die in der Bühnenmitte durch die Stereo-Anordnung entsteht, ausgleichen. Die Centerbässe erhalten das gleiche Signal wie die großen Cluster, jedoch phasengedreht und ohne jede weitere zeitliche Verzögerung. Mit dem Pegel der Centerbässe kann ich sehr schön die Menge des Tieftonangebots mittig vor der Bühne regulieren.

Wie laut die Centerbässe sein müssen, ermittele ich mit einer Frequenzgang-messung.“<br>Antonio nutzt hierzu einen Laptop mit Smaart-Software von SIA. Das Programm läuft auch während der Show mit und liefert jederzeit Aufschluss über den Frequenzgang am FOH-Platz. Laufzeitunterschiede zwischen Haupt-PA und Bass-Clustern werden bei Eros Ramazzotti ebenfalls optimiert. Hierbei dient der FOH-Platz als Referenzpunkt.

That´s the way to do these things

Antonio:“Dieses Bass-Setup funktioniert sowohl für größere als auch für kleinere Bühnen.

Die Winkel der Line-Arrays stelle ich für jedes Venue neu ein, hier helfen die Software-Tools der Hersteller. Diese Programme sind allerdings kein Zaubermittel, die auf Anhieb optimale Vorschläge liefern. Die Ergebnisse dieser Simulationen muss man zu interpretieren wissen.

Der Klang eines Line-Arrays wird größtenteils durch die Winkel zwischen den Boxen bestimmt. Natürlich hat jedes Array seinen eigenen Equalizer. 

Systemtechnik: Antonio Paoluzi

Innerhalb eines Arrays erhalten alle Boxen das gleiche Signal.

Der Klang auf den seitlichen Plätzen ist immer etwas bassarm, hier muss ich jeden Tag die seitlichen Line-Arrays mit den Equalizern etwas kitzeln, um auch auf diesen Plätzen ausreichend Tiefbass zu erhalten. Außerdem sind hier die Balkons der meisten Hallen sehr nah an den Lautsprechern, so dass die Side-Hangs eine andere Filterkurve als die Haupt-P.A. erhalten müssen.

Jon Lemon liefert mir neben der Stereosumme für die Haupt-P.A. noch eine Mono-Mischung, die er in den Bässen nicht ganz so tief angelegt hat. Diese nutzen wir für angeschlossene Medien, aber auch für Delay-Lines, Side-Hangs und Nearfills. Thats the way to do these things.“

Digital: von A bis Z

aufgeräumt: digitales Multicore am D5

Als FOH- und Monitor-Konsole werden bei Eros Ramazzotti DiGiCo D5 live eingesetzt. Bei diesem digitalen System stehen die Mikrofon-Preamps und AD-Wandler als abgesetztes Rack auf der Bühne. Die Signale (die Ramazzotti Produktion verzeichnet dieses Jahr über 70 Inputs) gelangen über zwei unscheinbare Glas-Faser Kabel in die Mischpulte. Antonio Paoluzi geht dieses Jahr sogar mit der Summe digital via AES/EBU zurück zu den Controllern der Haupt-PA unter der Bühne. So bleiben die Signale komplett in der digitalen Domain und frei von Artefakten, die durch mehrfache Wandlung entstehen können.

Allerdings gesteht Antonio ein, dass er für Havarie-Fälle auch noch über analoge Rückwege zu Bühne verfügt. Ein Aufwand, der zwar Sicherheit schafft, aber auch sorgfältiges Time- Alignment erfordert. Denn beim Umschalten auf die analogen Rückwege entstehen durch die zusätzliche Wandlung Latenzzeiten, die im Gesamtsetup berück-sichtigt und entsprechend eingearbeitet werden müssen.

Equalizer: parametrisch

Graphische Equalizer sieht man auf der Eros Ramazzotti Produktion nicht.

Genau genommen sieht man überhaupt keine Equalizer in den Sidracks am FOH- oder Monitor-Platz. Als Hauptequalizer dient ein XTA DP226: Ein digitales Lautsprecher-Management-System, das 6 Ausgänge aus zwei Eingängen generiert. Jeder Eingang verfügt über 8 voll-parametrische Filter. Für jeden Ausgang können noch einmal 5 solcher Filter gesetzt werden.

Diesem schließen sich zwei BSS-Soundweb-Module an. Hier werden die Signale in die verschiedenen Line-Arrays und Nearfills verteilt. Auch die individuellen System-Equalizer für die einzelnen Side-Arrays werden im Soundweb realisiert, das auch die analogen Reserve-Ausgänge zur Verfügung stellt, sollte es einmal Ärger mit den digitalen Rückwegen geben. So erhalten zum Beispiel die kleinen Extra-Side-Hangs für die Plätze neben der Bühne im Soundweb ihre kleine Auffrischung im Bassbereich.

FOH: vom Feinsten

Mit Jon Lemon hat Eros Ramazzotti bereits im zweiten Jahr einen der wohlklingendsten Namen der Branche für den FOH-Platz seiner Produktion gewinnen können. Jon hat sich insbesondere als Live-Engineer für Pop und Jazz einen hervorragenden Ruf erarbeitet, wenn es darum geht, auch live den Klang-Charakter einer bereits veröffentlichten CD zu reproduzieren. Das ist auch bei Eros Ramazzotti das Ziel.

Während einer 5-wöchigen Probenphase haben sich die Band, FOH- und Monitortechniker mit dem Produzenten der aktuellen CD zusammengefunden und an dem Live-Setup gearbeitet.
Das D5 live von DiGiCo liefert wie selbstverständlich mit allerlei Dynamik- und Effekt-Plugins ein ungeheures Potential an Peripherie mit. Im Siderack des FOH-Platzes finden sich dem zufolge nur noch extraordinäre Leckerbissen, die man eigentlich nur in wirklich gut sortierten Recording-Studios findet. Bei Hallräumen verlässt sich Jon Lemon ganz auf die Algorithmen eines TC System 6000, das ihm 4 Stereo-Effekte zur Verfügung stellt.

Mach es gleich – und mach es gleich richtig!

mit Jon Lemon im 19-Zoll-Gespräch

am FOH: Jon Lemon

 

 

BW: „Hi Jon. Wie ist es, mit Eros auf Tour zu sein?“
JL: „Gut. Die Produktion macht wirklich Spaß, vor allem auch, weil die Band sehr gut ist. Ich genieße diesen Job wirklich.“
BW: „Habt Ihr für diese Produktion alles schon im Vorfeld festgeschrieben, wie lange war die Probenzeit für diese Show?“
JL: „Es gab 5 oder 6 Wochen Probenzeit im Studio und anschließend 2 Wochen Proben auf einer Probenbühne. Ich hatte bereits im Studio einen Raum mit der D5-Konsole für mich, wo ich die einzelnen Titel programmiert habe.
Ich benutze das Relative-Snapshot-Feature der D5 Konsole. Für jeden Titel benötige durchschnittlich zwei bis drei Snapshots. Dort sind hauptsächlich Gain-Unterschiede abgespeichert. Wir haben 16 Spuren Playback mit Streichern, Sequenzern und solchen Sachen dabei. Das sind Spuren, die wir direkt aus der CD-Produktion übernommen haben. Das Händeln dieser Playbacks erfordert allein schon eine Automatisierung des Mixes.Eros wechselt zwischen Pop-Rock-Songs und Balladen, da werden die Level von Gitarren und Vocals doch erheblich geändert. Auch nutzen wir drei ver-schiedene Mikrofontypen an der Snare-Drum. Damit können wir ganz unterschiedliche Klang-Charaktere erzeugen. Dort sind auch Gates, Kompressoren und Gains automatisiert.“
BW: „War es deine Entscheidung, dass die DiGiCo D5 Konsole für diese Produktion verwendet wird?“
JL: „Ich habe schon vor Jahren mit den Prototypen dieser Serie gearbeitet und kenne dieses Pult wirklich sehr gut. Ich nutze immer zwei bis drei der eingebauten Effekte für Chorus, Delays oder Plates neben meinem TC System 6000, das ich eigentlich immer dabei habe. Allerdings ist es natürlich so: je größer das Venue ist, um so weniger brauchst Du Hall-Effekte.Neben den eingebauten Dynamik-Features benutze ich auch noch Outboard-Equipment. Für Eros Gesang habe ich eine Manley Voxbox, die mir einen schnellen Zugriff auf einen wirklich zupackenden Filter und einen ausge-
zeichneten De-Esser zur Verfügung stellt. Dazu kommt noch der nette Röhren-Sound, der dieses Gerät auszeichnet.
Außerdem hilft es einfach, für Sachen wie den Bass noch einen Summit oder Avalon parat zu haben. Das rundet den ganzen Mix ab.“
BW: “Wie sieht es aus mit Summen-Kompression? Benutzt du auch Kompressoren in Subgruppen?“
JL: „Ja, normaler Weise habe ich Smart C2 Kompressoren auf der Summe und komprimiere eine Schlagzeuggruppe.
Außerdem habe ich eine zweite Voxbox für eine Background-Sängerin und einen Distressor von Empirical Labs – ein sagenhaft schnelles Teil – für die zweite Background-Sängerin. Dieses Mal benutze ich in der Summe einen digitalen MaxxBCL von Waves Audio.
Als ich letztes Jahr hörte, dass das Renaissance Compressor Plug-In in diesem Gerät auch als Stand-Alone verfügbar ist, bin ich sofort losgerannt und habe mir eins besorgt.Auch die MaxxBass Funktion setze ich ein. Damit kann man die stehenden Wellen in den großen Arenen sehr gut umschiffen. Das Gerät hält den Mix auf eine schöne Weise zusammen und gibt dem ganzen mehr Punch.“
BW: „Es gibt also keinerlei Berührungs- ängste zur Digitaltechnik?“
JL: „Keineswegs. Die Digitaltechnik gibt uns endlich die Tools in die Hand, die wir jahrelang ersehnt haben. Man nimmt einfach aus jeder Welt das Beste. Wir nutzen ja auch 16 echte Röhren-Preamps, die die DiGiCo zur Verfügung stellt. Das vermittelt ein wirklich analoges Arbeitsgefühl. Da kann man bereits mit dem Gain auch den Klang beeinflussen. Mit diesem Feature verschmilzt wirklich die digitale mit der analogen Welt.

sparsamer Filtereinsatz

BW: „Was für Mikrofone benutzt Ihr für den Gesang?“
JL: „Wir verwenden Neumann KK104-Kapseln auf Sennheiser 5200-Handsendern. Ich bin tatsächlich ein Fan von diesem Mikrofon. Sennheiser und Neumann sind immer eine gute Wahl.“
BW: „Am Schlagzeug sind uns neben den Neumann-Overheads auch eine Menge Mikrofone von Beyerdynamic aufgefallen. Insbesondere das M88 in der Bass-Drum …“
JL: „Das M88 habe ich immer in der Bass-Drum. Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten, eine Bass-Drum abzunehmen:
Erstens habe ich eine Sennheiser 901 Grenzfläche im Kessel, und dann gibt es noch zusätzlich das TGM 88 von Beyerdynamic oder das D112 von AKG.
Ich hätte gern auch Sennheiser 903 an den Toms gehabt, mit denen habe ich letztes Jahr bei Nick Mason (Pink Floyd) sehr gute Erfahrungen gemacht.
Stevan, unser Monitormann wollte lieber die Opus 87 von Beyerdynamic. Die sind auch okay.“
BW: „Gibt es öfter Diskussionen zwischen Dir und Stevan, welche Mikrofone verwendet werden sollen?“
JL: „Ja, wir reden schon über das Thema. Wir kennen uns schon von der letzten Ramzzotti-Tour und wissen, worauf der andere steht. Da setzt sich dann mal der eine, mal der andere durch. Unsere Zusammenarbeit klappt gut.“
BW: „Eros Ramazzotti scheint auch beim Klang ein Wörtchen mitreden zu wollen, er schreitet die Halle ab, während die Band spielt und kommt auch mal auf einen Small-Talk zum FOH. Gibt es Reibungspunkte zwischen euch?“
JL: „Eros ist natürlich interessiert, wie das Ganze draußen klingt. Wir finden immer schnell zueinander – und: Wir machen einfach gute Shows zusammen.“
BW: “Der Tourstart in München soll gut gelungen sein….“
JL: „Die Münchner Olympiahalle ist eines von diesen Venues, in denen man sehr gut oder sehr schlecht abschneiden kann. München war dieses Mal in der Tat sehr gut gelungen.“
BW: „Also kennt auch ein Jon Lemon gute und schlechte Tage in der gleichen Location?“
JL: „Auf jeden Fall. Der Klang in einer Halle hängt von vielen Faktoren ab, die man nicht vorhersehen kann.“
BW: „Gibt es ein ganz einfachen Tipp für guten Sound?“
JL: „Ja. Mit dem guten Sound steht und fällt die ganze Show. Das klappt nur, wenn man von Anfang an nach anständigen Lösungen sucht. Es ist falsch, bei der Auswahl des Mikrofons Kompromisse zu machen, und versucht, das später am Pult auszubügeln. Mach es gleich – und mach es gleich richtig. Sonst wird das nichts.
Wenn Du auf meine Konsole guckst, siehst Du, dass da nicht viel an den Filtern gedreht ist. Ich benutze einfach das richtige Mikrofon. Das ist wirklich wichtig. Natürlich fährt man mit hochwertigen Geräten am Besten, aber es muss nicht immer das Teuerste sein. Lieber ein paar wenige gute Geräte, die sich vielseitig einsetzen lassen, als einen Haufen bunter Lämpchen.“

Monitor: Das Herz der Produktion

Auch am Monitorplatz steht ein D5 live von DiGiCo. Hier wirkt Stevan Martinovic und sorgt für den Sound, den die Musiker hören. Sämtliche Mitglieder der Band tragen In-Ear-Systeme.

22 Summen übersichtlich verwaltet

Wer es mobil braucht, vertraut bei Eros Ramazzotti auf Sennheiser Funkstrecken, Keyboarder und Drummer sind fest verdrahtet.

Stevan liefert aus der Konsole 14 Stereo-Mischungen ab und benutzt außerdem noch 8 Busse, um Effekte anzusteuern. Dieser Aufwand ließe sich mit analogen Konsolen kaum noch betreiben. Dabei ist Stevans Arbeitsplatz eher klein und beschaulich. Die Konsole misst in der Breite gerade 1,5 Meter; hinzu kommen zwei Sidracks und ein Funkrack.

Auch am Monitorplatz nutzt Stevan Soundweb-Module von BSS als Equalizer. Die In-Ear-Wege werden dort außerdem komprimiert. Das schafft Übersicht und Stevan Martinovic bleibt mobil:

Er kann sein Outboard-Equipment auf einem USB-Stick von einem Job zum nächsten tragen. In den Sideracks finden sich nur noch wenige Spezereien.

Da Stevan die pultinternen Hall-effekte nicht wirklich für kopfhörertauglich hält, gibt es je ein Lexicon PCM 91 für Lead-gesang, Backing-Vocals und Drums zusätzlich. Außerdem ziert ein Massenburg 8900 sowie zwei BSS DPR901 sein Siderack. Pultinterne Effekte werden als Delay, Chorus und Reverb insbesondere für die akustischen Gitarren eingesetzt.

Stevan Martinovic optimiert täglich jeden Mix

Stevan nutzt den Vorteil der Digital-Konsole voll aus: Er hat für jeden Titel Snap-Shots abgespeichert, die er in der 5 wöchigen Pro-benzeit im Studio programmiert hat.

Wirklich außergewöhnlich ist allerdings sein Filterkonzept: Er nutzt so gut wie keine statischen Filter. Wenn gefiltert wird, dann nur dynamisch. Das bedeutet, dass die meisten Signale zunächst ungefiltert aufs Künstlerohr gelangen. Wenn das eine oder andere Instrument bei höheren Lautstärken nervige Spitzen entwickelt – erst dann senkt der Filter diese ab.

Eine Spezialität, die man sich nur mit digitaler Technik gönnen kann.

Eigenbrötler: Drums und Keyboard

Während alle Musiker der Band einen eigenen Mix per Funk erhalten, bilden Keyboarder und Drummer eine Ausnahme. Diese mischen ihren In-Ear-Sound selber.

Der Drummer erhält Loops, Sequenzer-Spuren, Klicks, sein Set und den Rest der Band separat und stellt daraus seinen eigenen Mix zusammen. Auch der Keyboarder regelt die Lautstärke seiner einzelnen Instrumente selbst, die er zu dem Band-Mix, den er von Stevan erhält, hinzumischt.

Alle Musiker erhalten in jedem Titel einen statischen Pre-Fade-Mix, denn Stevan hat während der Show alle Hände voll zu tun: Den Mix für Eros Ramazzotti. Er erhält 3 Mischungen, die Stevans ganze Aufmerksamkeit erfordern.

Sidefills: 12 kW trotz In-Ear

Eros Ramazzotti hat die Eigenart, nur auf einem Ohr einen In-Ear-Knopf zu tragen; das andere Ohr bleibt offen. So kann auf konventionelles Monitoring nicht ganz verzichtet werden.

Da sind zunächst einmal zwei geflogene Sidefills samt Subbässen aus je 5 VDOSC-Systemen. Ein solches Sidefill leistet vorsichtig gerechnet 6 kW pro Seite und kann manchen FOH-Engineer das Fürchten lehren. Die Side-Fills werden stereo betrieben und sind genau auf die Bühnenmitte ausgerichtet.

Sidefills neben der Haupt-PA

Damit Eros in der Bühnentiefe nicht ohne Monitor da steht, wird hier der Mix der Sidfills noch einmal auf zwei Wedges gegeben. Schwierig gestaltet sich das Time-Alignment der dort positionierten L-Acoustic-Monitore, denn bei den gängigen Bühnenmaßen von 20 Metern und mehr, müssen die Signale der Wedges deutlich verzögert werden, damit es beim Herumlaufen auf der Bühne nicht zu Phasing-Effekten kommt. Dabei darf die Verzögerung nicht so groß werden, dass der Künstler meint, sich aus den Wedges nur verzögert hören zu können – Nicht alles wird auf großen Bühnen einfacher.

bewährt: 12″-Wedges von Clair Brothers

An der Bühnenvorderkante stehen ganz klassisch vier Wedges für die Center-Position. Diese erhalten einen sparsamen Mix, der sich erheblich von dem der Side-Fills unterscheidet, so dass hier auf eine Laufzeitkorrektur verzichtet werden kann.

Nach längerem Experimentieren hat sich Stevan Martinovic an dieser Stelle für Wedges von Clair-Brothers entschieden:“Die liefern einfach ein Maximum an durch-setzungsfähigen Mitten bei optimaler Feed-backsicherheit.“ Außerdem findet sich für Eros Ramazzotti noch eine Outline Micra auf der Bühne. Dieses kleine Aktiv-Zwei-Weg-System sorgt am Elektro-Flügel von Yamaha für den richtigen Klang, wenn es in der Show leise und balladesk zugeht.

Mischung für den Leadsänger: postfade

Für Eros Ramazzotti hat Stevan Martinovic die Hand ständig am Fader. Da werden Soli unterstützt und das ein oder andere I-Tüpfelchen herausgeholt – kurz ein kleiner Front-Mix erstellt. Hierbei kommt Stevan während der Show kaum unter dem Kopfhörer hervor. Die Mixes für Eros werden allesamt postfade erstellt.

Nebenbei zeichnet Stevano zur Kontrolle eine Stereo-Mischung jedes Konzertes auf. Ein Hammer-Job.

Stevan Martinovic:“Man kann keine allge-meingültigen Regeln für einen guten Moni-torsound aufstellen. Man kann nur immer wieder Experimentieren und Hinhören … und Leidenschaft. Ohne Leidenschaft geht nichts.“

Soundcheck: entspannt

Hamburgs Color-Line-Arena gilt akustisch nicht gerade als optimal. Extrem lange Hallzeiten in den Bässen machen Pop- und Rockmusikern in dieser Halle das Leben schwer. Als beim Line-Check der erste Bass-Drum-Schlag gut 4 Sekunden in der Halle steht, lässt sich auf der Bühne ein ehrfürchtiges „Madonna!“ vernehmen, während es am FOH lakonisch heißt: „Oh, I remember that.“ Doch die Crew bekommt die Halle ohne besondere Extrem-Maßnahmen in den Griff.

Gut eine Stunde gönnt sich Eros Ramazzotti und Band für den täglichen Sound-Check. Trotz programmierter Einstellungen wird täglich hier und dort noch optimiert. Während unter den Technikern eine lockere, kollegiale Grundstimmung herrscht, ist Eros Ramazzotti ständig von einer Sphäre gespannter Aufmerksamkeit umgeben.

Eros Ramazzotti lauscht seiner Band

Der 42-jährige Pop-Star weiß, was er will und sagt das auch.
Während Stevan Martinovic in den Tiefen des D5 versinkt, behalten die Backliner die Bühne im Blick und geben die Wünsche ihrer Musiker an Stevan weiter. An den Side-Fills wird heute länger geschraubt, denn die Raumantwort der Arena ist auch auf der teppichbezogenen Bühne noch sehr präsent.

Hat Eros die verschiedenen Positionen der Bühne abgenommen, gibt sich die Band einer Jam-Session hin, während Eros den Inneraum der Color-Line-Arena abschreitet. An kritischen Punkten verweilt der Profi ein paar Minuten, Bühnenvorderkante, Nullachse und FOH werden genauer begutachtet, ein kurzer Talk mit Jon und Antonio und es kann los gehen.
Es ist 18.15 Uhr.

Die Show: grundsolide

Um 20.00 Uhr beginnt die Show pünktlich und ohne jeden Support-Act. Das Setup funktioniert und selbst in den mehr als 100 Meter entfernten Reihen des Oberrangs präsentiert sich eine grundsolide Popshow in einem Sound, der einem die mäßige Akustik der Halle fast vergessen lässt.

Licht und Video harmonieren wunderbar und transportieren Eros auch in die letzten Reihen, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Ein gutes Stück Handwerk, dass die Fans mit zahlreichem Erscheinen und freudigem Applaus belohnen. Eros Ramazzotti 2006, ein Show-Act nicht nur für Mädchen.